Die Chinesische Hanfpalme wird oftmals "Tessinerpalme" genannt wegen ihres häufigen Vorkommens im Tessin. Sie wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts von China nach
Europa gebracht, wo sie sich als exotische Gartenpflanze grosser Beliebtheit erfreute. Man muss im Tessin schon länger suchen, um einen Garten ohne eine Tessinerpalme zu finden. Der Name
Hanfpalme hat nichts mit Cannabis zu tun, sondern kommt von den reichlich vorhandenen Fasern am Stamm. Dieser kann eine Höhe von bis zu 15 m erreichen bei einem Durchmesser von 20 bis 25 cm. Die
dichte, rundliche bis eiförmige Krone besteht aus bis zu 80 Fächern. Die Fächer weisen eine dunkelgrüne Farbe auf und sind unterseitig leicht bläulich bereift. Der Durchmesser eines Fächers einer
adulten Pflanze kann bis zu einem Meter betragen. Die gelben Blüten haften an gelborangen Blütenähren, welche nicht aus der Krone hinausreichen. Die blauschwarzen, dünnschaligen Früchte sind, wie
auch die darin enthaltenen Samen, nierenförmig. Mit einer Blüte kann man bei Exemplaren ab ca. einem Meter Stammhöhe rechnen.
Die Tessinerpalme ist mit der Wagner's Hanfpalme die am einfachsten zu kultivierende
Palmenart auf der Alpennordseite. In den wintermilden Gebieten (Um die Seen, Rheintal, Hochrhein, allgemein in Innenstädten und in Weinbaugebieten) kann sie sogar ohne Schutz den Winter
trotzen, wie zahlreiche Beispiele beweisen. Gesunde, etablierte Exemplare können Temperaturen bis -17°C überstehen!
Pflanzen aus der Population in Naini-Tal (Indien) sollen in allen Pflanzenteilen etwas grösser sein als die anderen Herkünfte und eine etwas bessere
Frostverträglichkeit aufweisen. Ihre Wachstumsgeschwindigkeit kann bei optimalen Standort bei bis zu einem halben Meter Stammzuwach pro Jahr liegen.
Trachycarpus fortunei (Herkunft: Im Tessin ausgegraben) im Doppel im Burgund 2009 ausgepflanzt. Sehr feuchter Standort mit gutem Mikroklima, da von Norden und Osten durch Steinmauern geschützt:
Weitere Trachycarpus fortunei (Herkunft: Tessiner Wald) in Schaffhausen:
Trachycarpus fortunei, welche lange nur sehr zögerlich an Substanz zunahm, da sie in sehr verdichtetem Lehmboden steht:
2004 habe ich 40 Samen von Trachycarpus fortunei direkt in den Garten in Schaffhausen ausgesät. Es keimten 28 Samen. Die daraus entstandenen Pflanzen wurden nie geschützt und sich selbst überlassen. Sie haben einen ziemlich schweren Stand, da sie mit Poncirus, Akalei, Salbei, Lavendel und vielen weiteren Pflanzen um den Standort konkurrenzieren müssen und sie nach harten Wintern geschwächt in die neue Vegetationsperiode starten. In der Folge wachsen sie nur sehr langsam und haben nach über 10 Jahren noch immer nicht die 40 cm-Marke überschritten. Von den ca. 28 gekeimten Samen leben im Jahr 2015 immerhin noch 10 Stück.
Trachycarpus fortunei hat sich während den vergangenen 30 Jahren zunehmend in den tiefer gelegenen Wälder des Tessins ausgebreitet und gilt mittlerweile als invasiver Neophyt. Folgendes Filmchen habe ich im Februar 2016 in der Nähe von Ponte Brolla aufgenommen. In meiner Publikation im Journal Palms der Internationalen Palmen Gesellschaft (IPS) wird die Thematik der Ausbreitung der Chinesischen Hanfpalme im Tessin vertieft behandelt.