Palmen Australiens (Teil 3): Drei faszinierende Livistona-Arten aus Western Australia

Mit etwas Verspätung kommt nun schon der letzte Teil der Serie "Palmen Australiens"! Während meiner drei Wochen in Westaustralien habe ich die Naturstandorte von den folgenden drei Livistona-Arten aufgesucht: Livistona alfredii, Livistona nasmophila und Livistona victoriae. Bei allen Dreien handelt es sich um stattliche Fächerpalmen, welche in der kargen Halbwüstenlandschaft eigentlich nicht zu übersehen sind. Da die Verbreitungsgebiete dieser drei Arten doch relativ klein sind, habe ich mir die genauen Standorte im Vorhinein aus der Literatur herausgesucht - und dies war auch nötig! Mit Ausnahme von L. victoriae waren die Arten nicht vom Highway 1 aus zu entdecken und mit einem Camper mit Zweiradantrieb gar nicht so einfach zu erreichen.

Livistona alfredii

Millstream-Palme

Um zum natürlichen Verbreitungsgebiet von L. alfredii zu gelangen, biegt man bei Karratha vom Highway 1 auf die Roebourne-Wittenoom Road ab bis man nach 109 km zu einer Kreuzung kommt: Hier rechts auf die  Pannawonica-Millstream Road abbiegen. Auf dieser Strasse überquert man nach 5 km den Fortescue River, an dessem Ufer die ersten Exemplare von L. alfredii auftauchen! Ein grosser Teil ihres Verbreitungsgebietes gehört übrigens zum Millstream-Chichester Nationalpark. Die letzten 34 km zu den Palmen sind nicht asphaltiert, aber in gutem Zustand, so dass sie auch mit einem zweiradangetriebenen Fahrzeug problemlos zu bewältigen waren.

Charakteristisch für L. alfredii sind der gedrungene Stamm (bis 12 m hoch, 30 - 40 cm im Durchmesser) mit basaler Verdickung auf welchem eine Krone, bestehend aus zahlreichen grün-silbrigen Fächern, sitzt. Die grossen, braunen Früchte (2.5 - 4 cm im Durchmesser) beinhalten je einen runden Samen (1.5 - 2 cm im Durchmesser). Auf dem roten Sand habe ich -  zum Teil 100 m entfernt von den nächsten erwachsenen Palmen - immer wieder zahlreiche Samen entdeckt. Wahrscheinlich wurden diese während Starkniederschlägen durch die Wassermassen verteilt. Auffällig waren die zurückgebliebenen Stämme toter Palmen, welche den schwarzen Spuren nach wohl Bränden zum Opfer gefallen sind. L. alfredii ist die am westlichsten verbreitete Palmenart des australischen Kontinents. Einst soll es sogar eine Population im Cape Range-Nationalpark gegeben haben - im äussersten Nordwesten des Landes! Die Millstream-Palme wird leider immer noch sehr selten kultiviert, obwohl es sich um eine ornamental sehr wertvolle, anspruchslose Palme handelt. Sie gleicht stark der weltweit kultivierten Brahea armata (Blaue Hesperidenpalme) und könnte in der Landschaftsarchitektur ähnlich eingesetzt werden.

Livistona alfredii kultiviert in Broome
Livistona alfredii kultiviert in Broome

Livistona nasmophila

Lange wurde Livistona nasmophila als Unterart von Livistona mariae angesehen und war unter dem Namen Livistona mariae subsp. occidentalis bekannt. Seit 1998 wird sie als eigenständige Art akzeptiert. Ihr neuer Name L. nasmophila bezieht sich auf ihr natürliches Verbreitungsgebiet: Sie gedeiht bevorzugt entlang von ganzjährig wasserführenden Bächen. L. nasmophila wird bis zu 30 m hoch und hat grasgrüne Fächerblätter. Die Fotos habe ich bei den Zebede- Quellen in der Nähe von El Questro Station aufgenommen. Leider wird auch diese Livistona-Art noch sehr selten kultiviert.

Livistona victoriae

Victoria River-Fächerpalme

Diese Livistona-Art weist wie Livistona alfredii schon als Jungpflanze silbrig-grüne Fächer auf und hat auch als erwachsene Pflanze gewisse Ähnlichkeit mit dieser. Der Stamm wird bis zu 17 m hoch und 15 - 20 cm dick. Sie lässt sich von L. alfredii aber durch den schlanken Wuchs und die viel kleineren Früchte und Samen unterscheiden. L. victoriae wurde erst 1998 als eigenständige Art anerkannt und war zuvor als Livistona sp. 'Victoria River' im Umlauf. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Einzugsgebiet des Victoria Rivers bis zur Bungle Bungle Range im Purnululu-Nationalpark - somit ist sie im Northern Territory sowie in Western Australia anzutreffen. Sie ist stets an Grundwasser gebunden und kommt in offener Savanne, Galeriewälder, tiefen Schluchten und an steilen Abhängen vor. Wie auf den Fotos zu sehen ist, gedeiht sie auch vergesellschaftet mit dem Australischen Boab (Adansonia gregorii). Leider war es mir nicht möglich mit dem zweiradangetriebenen Camper die Bestände im Purnululu-Nationalpark zu besuchen, wo ganze Felshänge von dieser Palmenart bevölkert werden und sich somit ein einzigartiges Landschaftsbild ergibt. Die folgenden Fotos habe ich alle entlang des Highway 1 aufgenommen, kurz vor Timber Creek.

Folgend noch ein paar Landschafts- und Wildblumenfotos - die Wildblumensaison hatte soeben begonnen!

Dieser Blog-Eintrag ist Teil der Serie "Palmen Australiens":

Palmen Australiens (Teil 1): Carpentaria, Hydriastele und Livistona im Kakadu-Nationalpark

Palmen Australiens (Teil 2): Livistona inermis im Nitmiluk-Nationalpark 

Palmen Australiens (Teil 3): Drei faszinierende Livistona-Arten aus Western Australia (Dieser Artikel)

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